Anfang Februar 2016 war ich zum ersten Mal auf dem portugiesischen Festland. Mit Ryanair gings für 9,99 EUR je Strecke von Brüssel-Zaventem in die Hauptstadt Lissabon. Das Parken am Flughafen hat für die vier Tage 54,00 EUR gekostet, fast dreimal soviel wie der Flug. Schon verrückt!
Normalerweise schreibe ich von solch einem Kurztrip keinen Reisebericht. Ich war aber so positiv angetan von dieser Stadt, dass ich an dieser Stelle eine Ausnahme mache und für Lissabon einen eigenen Menüpunkt eingerichtet habe. Auch wenns natürlich kein ausführlicher Reiseführer wird, so habe ich den Bericht in mehrere Artikel unterteilt, damit Ihr ungefähr nachvollziehen könnt, in welchem Stadtteil die Aufnahmen entstanden sind.
Ihr kennt das ja schon: die Bildergalerien sind wie immer hinter dem Weiterlesen-Knöpfchen versteckt.
Viel Spaß!
Die Ryanairmaschine hatte Verspätung. Das gebuchte Shuttle war auch nicht mehr am Flughafen. Erst spät in der Nacht habe ich meine Unterkunft erreicht. Wenigstens hat Filipe noch auf mich gewartet. Er ist der Betreiber von My Rooms Lisboa. Die Unterkunft erhält auf den Hotelportalen fabelhafte Bewertungen. Immer wieder wird die Freundlichkeit von Filipe gelobt, und spätestens jetzt weiß ich auch warum.
Am Donnerstagmorgen verlasse ich das Zimmer, um erstmal planlos die nähere Umgebung zu erkunden. Ich würde gerne irgendwo etwas frühstücken, werde aber nicht so wirklich fündig. Die meisten Portugiesen frühstücken offensichtlich im Stehen an der Theke. Im Bahnhof Cais do Sodré tue ich es ihnen gleich und nehme ein Brötchen und einen Kaffee an der Theke ein. Das Viertel um diese Metro-Station ist nicht so sonderlich sehenswert. Was tun?
Martim Moniz ist, so beschreibt es mein Dumont-Reiseführer, ein relativ unansehnlicher Platz am Rande der Alfama. Nun ja, ganz so schlimm finde ich es nicht. Hier beginnt oder endet die Linie 28E.
Von der Metro-Haltestelle Martim Moniz kommt Ihr auch ohne umzusteigen zum Parque das Nações, dem Gelände der Weltausstellung 1998. Insofern kann dann auch die Linie 28 ganz durchfahren, wenn man vorhat, zum Beispiel das Ozenarium zu besuchen.
Wer nicht bis zum Martim Moniz durchfahren will, sollte am Miradouro Santa Luzia seine Fahrt in östlicher Fahrt mit der Nr. 28 E beenden.
Von hier habt Ihr einen herrlichen Ausblick über die Alfama und den Tejo. Der Aussichtspunkt bietet sich auch für einen Bummel hinauf zum Castelo de São Jorge an. Mir persönlich ist es an dem Tag zu steil. Stattdessen schlendere ich durch die verwinkelten Gassen der Alfama.
Im Alfama ist der Fado zuhause. Leider habe ich es nicht geschafft, einen Fado-Abend zu besuchen. Grund genug also, nochmal nach Lissabon zurück zu kommen. Aber im Alfamo wird der Fado auch auf öffentlichen Plätzen gespielt.
Unbedingt sehenswert ist der Largo das Portas do Sol. Hier solltet Ihr definitiv aus der Nr. 28 hüpfen. Es herrscht eine tolle Atmosphäre hier und einen guten Ausblick gibt's obendrein. In der näheren Umgebung finden sich auch einige preiswerte Lokale, die zum Mittagessen einladen.
BFWorld ist und bleibt werbefrei. Aber eine Empfehlung möchte ich an dieser Stelle aussprechen: die Artis Wine Bar im Bairro Alto.
Filipe hat mir das Lokal empfohlen. Ein Gericht kostet in der Regel 6,90 - 7,90 EUR. Die Portionen sind für eine Tapas Bar sehr groß. Normale Leute sind spätestens nach dem zweiten Teller satt. Weil es so lecker ist, kann man sich aber noch an einem dritten Teller versuchen. Wenn man nicht wie ich alleine hingeht und sich die Köstlichkeiten untereinander aufteilen kann, wirds bestimmt ein toller Abend.
Bairro Alto, frei übersetzt muss das wohl heißen "Feiern, bis der Arzt kommt".
Der Portugiese an sich geht zum Feiern erst sehr spät vor die Türe. Zu spät, um noch meine EOS mitzuschleppen. Daher gibt es nicht so fürchterliche Photos von diesem Viertel.
Lissabon, so sagt man, sei auf sieben Hügeln gebaut worden. Wenn Ihr mich fragt, dann müssen es wesentlich mehr gewesen sein. Es geht ständig bergauf und bergab in dieser Stadt. Für ganz steile Passagen gibt es dann die Elevadores. Hier auf den Bildern ist der Elevador da Bica zu sehen. Eine Einzelfahrt ist sehr teuer. Besorgt Euch ein kombiniertes Metro-Straßenbahn-Tagesticket zu 6 EUR. Da sind auch die Fahrten mit den Elevadores inkludiert.
Der irische Pub The Corner hatte den Vor- (oder sollte ich besser sagen den Nach-)teil, dass er sich in unmittelbarer Nähe zu meiner Unterkunft befand. Gleich am ersten Abend bin ich dort eingekehrt. Ich bin sauspät in Lissabon angekommen und hatte einen tierischen Brand. Filipe hat mich dann nach der Zimmereinweisung noch dort abgesetzt. Es war mitten in der Woche und bereits eine Stunde vor Schließung des Lokals. Für einen halben Liter Bier werden hier satte 5,00 EUR aufgerufen. Nicht gerade ein Schnäppchen, aber unter 4,00 EUR sieht man das Super Bock eigentlich nirgendwo.
Am Freitagabend passierte ich die Bar auf meinem Weg zur Artis Wine Bar. Rita, die Kellnerin, stand gerade draußen und überschrieb mit Kreide die Tafel mit den Live-Spielen des Abends. Ich wollte solange nicht warten und fragte sie, ob man denn auch Gladbach gegen Bremen zeigt. Sie meinte, dass das kein Problem sei. Also ließ ich Weinbar Weinbar sein und kehrte dort ein. Eigentlich hatte ich ja vor, die Kneipe nach dem Spiel zu verlassen.
In den Straßen der Unterstadt ist nur am Tag viel los. Wirklich ungestört kann man dort nicht flanieren, weil man alle fünf Meter von einem Schlepper angesprochen wird, der einem erklären will, warum sein Restaurant gerade das beste ist. Hat man sich dann aber doch mal breitschlagen lassen und an einem der Tische in der Fußgängerzone Platz genommen, kann man sicher sein, dass der erste Sonnenbrillenverkäufer nicht lange auf sich warten lässt. Ich verweise stets auf den bewölkten Himmel mit der Folge, dass der Händler im nächsten Zug Marihuana anbietet.
Nichtsdestotrotz sollte man die Baixa gesehen haben. Am Ende der Rua da Prata befindet sich auch der Arco Monumental, der Triumphbogen. Schlendert man hindurch, gelangt man zum Praca do Comercio Manche behaupten, es sei einesr der schönsten Plätze Europas. Na ja, kann man sich auf jeden Fall mal anschauen. Bei Sonnenuntergang hat man übrigens einen tollen Blick auf die Ponte do 25 de Abril. Das ist die Brücke, die so verdammt viel Ähnlichkeit mit der Golden Gate Bridge hat.
Der Parque das Nações befindet sich ganz im Osten der Stadt. Von hier aus sind es dann auch nur noch drei Metro-Haltestellen bis zum Flughafen.
Das Gelände der Expo 1998 ist sehr weitläufig. Für mich an diesem Morgen zu weitläufig. Ich bin bereits genug Kilometer marschiert. Dennoch gibt es einiges zu sehen. Natürlich gibt es eine Shopping Mall, das Centro Comercial Vasco da Gama. Es hat alles, was eine Mall so braucht: Kinos, Restaurants, Bars und auch ein Spielcasino. Gleich hinter dem Ausgang befindet sich die MEO Arena, hier geben sich u. a. bekannte Bands die Klinke in die Hand.
In diesem lebendigen Stadtteil befindet sich das Café a Brasileira. Hier sollte man einen Bica (portugiesischer Espresso) getrunken haben, wenn man behaupten will, einmal in Lissabon gewesen zu sein.
Von der Avenida da Liberdade, der langen Prachtstrasse Lissabons, gelangt man mit dem Elevador da Gloria hinauf in dieses Viertel.