Boah, ist das nun auch schon wieder 25 Jahre her!

Silvester 1989/1990 stand an. Den Jahreswechsel davor hatte ich im Krankenhaus zwecks Enfernung meiner Mandeln verbracht. Ich lebte damals schon in Aachen, und ich war dabei, micht immer mehr von meinen alten Freunden zu entfernen. Es war damals so, dass man einfach nicht mehr mitbekam, wo etwas abging und wenn man dann am Wochenende nachhause kam, war eigentlich alles schon gelaufen. Ich war ja nicht mehr anwesend, demzufolge erhielt ich auch immer weniger Einladungen zu irgendwelchen Parties.

So war es auch am 30. Dezember 1989. Mein Freund Frank jobbte damals noch in der Fahrschule, wo ich meinen Lappen gemacht hatte. Er hatte für den nächsten Abend etwas anderes vor und meinte nur, ich solle doch mal den Armin anrufen. Yo, ich wußte, wer Armin war. Er war bei uns auf der Penne und war in einer Stufe unter mir. Geredet hatte ich noch nie mit ihm. Also gut. Ich rief Armin an. Der meinte, sein Freund wüßte auch nicht, was er an Silvester machen solle und wir waren uns spontan einig, dass es in Berlin nach dem Mauerfall ja wohl irgendeine Bierbude geben müßte, die auf hat. Zu dritt sind wir dann also mit meinem babyblauen Lada los nach Berlin.

Gepennt haben wir bei meinem Klassenkameraden Markus, der zuerst so gar nicht angetan war von unserem überraschenden Überfall. Er wollte irgendwo an der Uni feiern. Widerwillig hat er uns dann zum Brandenburger Tor begleitet. Später hat er sich dann 1000x bedankt. Ihm war sehr wohl bewußt, dass er ohne uns eine historische Nacht verpasst hätte.

Was da zu jener Zeit abging, kann ich mit Worten nicht beschreiben. Die Leute aus dem Osten durften umsonst mit der U-Bahn fahren. Demzufolge wurde nicht kontrolliert, also sind auch wir über jede Absperrung gehüpft. Im Ostteil der Stadt fragte mich ein Mann, wo ich denn herkomme. Mönchengladbach, sagte ich. Er drückte mir 20 Ostmark in die Finger und sagte:"Hier, ich bin von euch auch immer gut behandelt worden."

Gott und die Welt lag sich an diesem Abend in den Armen. Die Stimmung war nicht nur friedlich, sie war vor allen Dingen eins: sie war nicht aufgesetzt. Es war die pure Euphorie. Ich war zur Milleniumsfeier 10 Jahre später am gleichen Ort. Das war nicht mehr zu vergleichen. Auch 1999/2000 war es friedlich. Aber es hatte schon diesen Event-Charakter. DasSpontane fehlte. Und von der Euphorie war nichts mehr übrig geblieben.

Ich werde sie nicht vergessen, diese Silvesternacht. Sie war einzigartig und ungezwungen. Nahezu unmöglich, so etwas zu toppen.